Liebe Leserin, lieber Leser!
Derzeit liege ich manchmal morgens im Halbschlaf im Bett. Bilder wimmeln in meinem Herzen. Gedanken irren durch meinen Kopf. Gefühle umschwirren meine Seele. Wie zum Beispiel heute*.
- Klimakatastrophe, Kriegsgrauen, Corona-Virus, Kostenexplosion, Kirchenabbruch – ist mir gerade alles zu viel auf einmal und zu nahe!
- Passionsandachten in Sibbesse: Lieder singen von Jesu Kreuz, Leid und Tod. Sie vertonen des Menschen Sünde und Enge, Heil und Befreiung. Bilder enthüllen Jesus am Kreuz – mit Dornenkrone, Nägeln, schmerzgezeichnetem Gesicht. Hinter dem Kreuz geht liebevoll die Morgensonne auf – Horizont des Himmels Gottes. Kerzen leuchten.
- Karwoche und Ostern in unseren Kirchen: „Frauen erleben Ostern“. Sie sitzen am Tisch des Herrn mit Jesus und Judas. Mutter Maria leidet unter dem Kreuz – Sohn Jesus sorgt für sie am Kreuz. Frauen fürchten sich, fliehen vor dem leeren Grab Christi. Doch: Neues Leben beginnt im Frühling; Ostern ist im Frühling. Also jetzt.
- Ein Pastor aus Südafrika – lang ist’s her – sagt mir inmitten der grassierenden, tödlichen AIDS-Krankheit: „Jetzt muss der Letzte begriffen haben, dass es Satan gibt, oder?“. Menschen glauben und hoffen: „Modimo o teng“ – „Gott ist da“! Die Männergruppe im Kirchenkreis engagiert sich in der Aktion „PUSH“ (= „(an-) stoßen, (an-) schieben“) – ausbuchstabiert als „Pray Until Something Happens“ (= „Bete, bis etwas passiert“) … Sie beten und packen an.
- Fragen, ohne Zweifel mit Zweifeln: „Wo ist Gott?“ „Wie geht‘s Gott?“ „Warum tut Gott nichts?“ „Was will Gott uns sagen?“ „Wenn es Gott gibt…“
- Wir Menschen: einzelne verantwortungslos, viele Verantwortung meidend, manche verantwortungsbewusst; sind voller Lügen, Lust, Laster – und Leben mit Liebe und Leidenschaft; haben Antworten, Verstand, Fähigkeiten; auch Herz, Hände, Hilfe – und Hoffnung.
- Auch Glauben? Beten, Bibel, Begegnung im Gottesdienst (mit Menschen und mit Jesus), Bewegung im Heiligen Geist.
- Es wird Pfingsten: Heiliger Geist, Geburtstag der Kirche, Quelle des Lebens – und Urgrund des Glaubens an die Zukunft.
- Der Apostel Paulus schreibt: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1. Korintherbrief 13,13).
Ich will‘s versuchen: glauben, hoffen, lieben – dennoch. In mir erwacht das „Dennoch des Glaubens“. Es weckt mich. Ich stehe auf und gehe los. Der neue Tag wartet auf mich.
Möge Dir/ Ihnen das „Dennoch des Glaubens“ neue Kraft schenken, immer wieder. Zum Aufstehen und Losgehen in den neuen Tag!
Dein/ Ihr
Claudio Steinert, Pastor
* Ich weiß: Es ist kaum zu glauben. Aber es ist so. Als ich neulich erstmals die folgenden Gedankenfetzen – nicht so ausformuliert wie hier – aufschrieb, waren sie mir wirklich so zuvor an jenem frühen Morgen gekommen, während ich noch im Bett lag.
